Wirkung der Bestandsdaten verpufft 

 Juli 9, 2020

By  Carsten Dohmann

Das DOE (Department of Energy – Amerikanische Energieministerium) hat am 8. Juli erneut seine Bestandsdaten für Rohöl, Destillate und Benzin geliefert. Es haben sich laut offiziellen Zahlen unerwartet starke Aufbauten im Rohöl gebildet. Was normalerweise ein Zeichen für sinkende Preise wäre, hat aufgrund unterschiedlicher Faktoren nur eine schwache Auswirkung auf Börsenpreise.

 

DOE meldet Rohölaufbau

Analysten rechneten mit erheblichen Bestandsabbauten im Rohöl. Die Lockerungen der Lockdowns aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus sollte der angespannten Situation etwas Raum zu atmen verschaffen. Wider erwarten haben die landesweiten Rohölbestände um 5,7 Millionen Barrel (á 159 Liter) zugelegt. Dies entspricht immerhin gut 906 Millionen Liter.

 

Allerdings ist der Grund für den Aufbau ausschlaggebend für die schwache Wirkung der Meldung. Denn viel mehr ist es eine Frage des Import/Export-Geschäfts in den USA, als eine fehlende Nachfrage nach Rohöl. So wurden im Wochenverlauf ca. 4,9 Millionen Barrel weniger exportiert, während im gleichen Zeitraum gut 10 Millionen Barrel Rohöl mehr importiert wurden. Dies wird unweigerlich dazu beigetragen haben, dass Lagerbestände aufgebaut wurden.

 

Überraschend positiv sind allerdings die Zahlen zur Benzinnachfrage ausgefallen. So hat man hier mit eher schwachen Veränderungen zu Vorwoche gerechnet. Doch es sind fast 5 Millionen Barrel aus den Lagern gezogen worden. Zwar ist die allgemeine Nachfrage aufgrund von erneuten Coronabeschränkungen in den bevölkerungsreichsten Bundesstaaten (Kalifornien, Texas, Florida) unter Vorjahresniveau, dennoch macht sich eine Erholung bemerkbar.

 

Händler bleiben zögerlich

Wirklich starke Impulse werden reine Bestandszahlen wohl nicht geben können. Besonders in Anbetracht der drohenden Wirtschaftsbeschränkungen und erneuten Lockdowns. Normalerweise können Bestandsveränderungen als richtungsweisende Indikatoren gewertet werden. Allerdings haben diese schon länger nicht den gleichen Stellenwert, den sie normalerweise hatten.

 

Erst wenn es als sicher gilt, dass keine Gefahr eines erneuten Nachfrageeinbruchs droht, wird man wohl den Weg zurück zur „Normalität“ finden. Die Ungewissheit über Markteinschätzungen ist wohl die einzige Gewissheit die den Markt momentan beherrscht.

 

Ausblick

Es wird auch heute wenig Veränderung bei Heizölpreisen erwartet. Man geht von einer Preisveränderung zwischen -0,10 und +0,10 Euro pro 100 Liter im Vergleich zu Mittwochmorgen aus.

Carsten Dohmann