Ölmarkt von Risiken und Unsicherheiten bestimmt 

 Juli 15, 2022

By  Carsten Dohmann

Nach Russlands Überfall auf die Ukraine hatte die schwierige und knappe Angebotslage die Ölpreise massiv steigen lassen. Doch inzwischen liegt der Fokus der Anleger an den Ölbörsen mehr und mehr auf den vielen konjunkturellen Unsicherheiten, die den Weltmarkt im Griff haben. Die börsengehandelten Rohölpreise sind damit gestern erstmals wieder auf den Stand vor Kriegsausbruch gefallen – zumindest kurzfristig.

 

Rezessionsangst bleibt marktbestimmend
Es ist vor allem die Angst vor einer Rezession, die in fast allen großen Marktwirtschaften inzwischen zu einer realen Bedrohung geworden ist. Denn die Inflation steigt und die Notenbanken versuchen, sie durch Anhebungen der Leitzinsen wieder in den Griff zu bekommen. Das entzieht der Wirtschaft allerdings Liquidität und führt zu höherer Belastung, die in Kombination mit hohen Energiepreisen und globalen Lieferunterbrechungen für einen konjunkturellen Abschwung sorgen könnten.

 

Nachfragesorgen drücken die Ölpreise
Für die Ölmärkte würde ein solcher konjunktureller Abschwung höchstwahrscheinlich einen massiven Nachfrageeinbruch mit sich bringen. Schon jetzt sind Probleme auf der Nachfrageseite zu spüren. So bleibt die Corona-Lage in China, immerhin einem der größten Ölverbraucher der Welt, nach wie vor schwierig und die Zahl der Lockdowns steigt. Der Bedarf an Öl und Ölprodukten erholt sich damit nicht so schnell wie gedacht und könnte bald sogar wieder rückläufig sein.

 

Und auch in den USA gibt es erste Anzeichen auf eine Abschwächung der Nachfrage. Wie die wöchentlich vom US-Energieministerium veröffentlichten Statistiken zu den Ölbeständen des Landes zeigen, ist vor allem der Benzinbedarf der Amerikaner auf den tiefsten Stand des Jahres gefallen – und das, obwohl eigentlich gerade die Hauptreisezeit herrscht. Offenbar belasten die hohen Benzinpreise die Reiselust der Bürgerinnen und Bürger.

 

Erhöhte Volatilität kann Preise schnell wieder nach oben treiben
Die börsengehandelten Rohölpreise sind damit in den letzten Wochen immer wieder unter Druck geraten. Gestern fiel der Preis für die in London gehandelten europäischen Referenzsorte Brent erstmals wieder auf das Niveau, welchen er vor dem russischen Einmarsch in der Ukraine gehabt hatte. Allerdings bleibt es volatil an den Ölbörsen, dafür sorgen die vielen Unwägbarkeiten und Krisen, die die Welt zur Zeit  im Griff haben. Es könnte also genauso schnell auch wieder nach oben gehen mit den Ölpreisen.

 

Carsten Dohmann